Pressekonferenz: Aktiv gegen Einsamkeit im Alter – Pilotprojekt startet in fünf Regionen

31.08.2021
füruns Generationen
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LandesKorrespondenz MedienInfo

Informationsunterlage zur Pressekonferenz

mit Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer zum Thema

Aktiv gegen Einsamkeit im Alter
Pilotprojekt startet in fünf Regionen

Aktiv gegen Einsamkeit im Alter – Pilotprojekt startet in fünf Regionen

Die COVID-19 Pandemie hat uns als Gesellschaft einmal mehr gezeigt, dass wir soziale Kontakte brauchen, um ein gesundes, aktives Leben führen zu können und welch einen wichtigen Beitrag das soziale Miteinander für unser Wohlbefinden leistet. „Gerade im Alter sind gute soziale Kontakte ein elementarer Bestandteil, um länger fit und agil zu bleiben“, so Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer, die gemeinsam mit dem Sozialministerium ein einzigartiges Pilotprojekt in den fünf oberösterreichischen Regionen Engerwitzdorf, Laakirchen, Peuerbach, Stadt Steyr und Waldzell im Hausruck startet.

In Oberösterreich gab es im Jahr 2019 224.527 Einpersonenhaushalte. 83.056 Seniorinnen und Senioren über 65 lebten alleine im Haushalt (Quelle: Land OÖ, Abteilung Statistik; Statistik Austria). Ziel des neuen Pilotprojektes ist es, unter Einbindung wichtiger Akteur/innen auf kommunaler Ebene, sowie der Forcierung von freiwilligem Engagement, die Gemeinschaft zu stärken und so Menschen im Alter mehr Lebensqualität und das Gefühl des Eingebundenseins in die Gemeinschaft zu ermöglichen. Umgesetzt wird das Projekt durch das Unabhängige LandesFrei­willigen­zentrum (ULF), dessen Trägerverein der neu gegründete Verein „dieziwi – Die Zivilgesellschaft wirkt“ ist. Ab September werden im Zuge einer zweijährigen Pilotphase die Bedürfnisse von älteren Gemeindebürger/innen aufgenommen, daraus gemeinsam mit freiwillig Engagierten gezielte Angebote abgeleitet und in den ausgewählten Gemeinden nachhaltig verankert und umgesetzt.

Projektziele

Mit dieser neuen Initiative soll mehr Bewusstsein für das Thema Einsamkeit im Alter und den damit verbundenen sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen geschaffen werden. Es werden Strategien und Maßnahmen gegen Alterseinsamkeit und für ein aktives, gesundes Altern entwickelt. Menschen werden motiviert, sich freiwillig für und gemeinsam mit Älteren in ihrer Gemeinde oder in ihrer Nachbarschaft zu engagieren. Dies führt wiederum zu einer Sensibilisierung für die Bedeutung und den Wert von freiwilligem Engagement und dient zugleich der Gesundheitsförderung und dem Aufbau von Sozialkontakten.

„Für uns ist dieses Projekt mit Einbeziehung freiwillig Engagierter und Nutzung von bereits bestehenden Strukturen und Synergien zukunftsweisend. Denn nur durch das Zusammenwirken verschiedenster Akteur/innen und mit Einbindung der Freiwilligen in unserem Land, können nachhaltige, soziale Innovationen entstehen, die einen Beitrag leisten, um gemeinsam zukünftigen Herausforderungen zu begegnen. Dass dieses Projekt genau in Oberösterreich starten wird, freut uns besonders, da hier viel Know-how und Erfahrungen speziell im Freiwilligenbereich durch das Unabhängige LandesFreiwilligenzentrum gebündelt sind“, bekräftigt Sektionschefin Mag.a Edeltraud Glettler aus dem Sozialministerium die Initiierung des Pilotprojekts.

Das Projekt soll es Menschen einerseits ermöglichen, sich auf kommunaler Ebene aktiv einzubringen und ihr direktes Umfeld mitzugestalten und andererseits können durch den direkten Kontakt mit der älteren Generation überfordernde Situationen frühzeitig erkannt und unterstützt werden. Zentral ist dabei, professionelle Dienstleistungen zu unterstützen und zu ergänzen und gemeinsam mit ihnen zu arbeiten. Mit der Schaffung von bedürfnis- und bedarfsorientierten Angeboten wird drohender Einsamkeit und Isolation zusätzlich auch durch die Nutzung von digitalen Medien und Technologien entgegengewirkt. „Wir sind unglaublich froh, dass wir mit diesem Projekt die Möglichkeit bekommen, viele Maßnahmen, die wir bereits in ersten Ansätzen versucht haben, nun in strukturierter Weise mit vielen wichtigen Partner/innen umsetzen können. Für uns ist zentral, dass wir den Menschen das Gefühl geben, dass sie einen Beitrag leisten können, der uns als Gesellschaft weiterbringt und wir wollen Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Auch das Thema Digitalisierung, das mit der Pandemie verstärkt in den Freiwilligensektor Einzug genommen hat, werden wir aufgreifen und Angebote schaffen. Am wichtigsten sind für uns dabei immer der Praxisbezug und der unmittelbare Nutzen für die Menschen. Wir wollen eine Unterstützung bieten und gemeinsam mit den Gemeinden – in Co-Kreation – das Projekt entwickeln.“, so Nicole Sonnleitner, Leiterin des ULF seit 2008.

Telefonieren gegen die Einsamkeit

Eine erste konkrete Maßnahme, die ab Beginn starten wird, ist das Projekt „Lass uns telefonieren! Reden gegen die Einsamkeit“, eine im März 2020 gegründete Initiative - mit dem Angebot, via Telefon Freundschaften zu knüpfen, wobei eine möglichst stabile Beziehung zwischen jeweils zwei Menschen aufgebaut beziehungsweise ermöglicht werden soll. Ursprünglich als zeitlich begrenzte Intervention im Zuge der Corona-Maßnahmen geplant, wurde schnell deutlich, dass die meisten, die sich bei „Lass uns telefonieren“ melden, auch schon vor der Pandemie einsam waren, sich aber durch die mediale Berichterstattung zu mehreren Telefon-Initiativen erstmals ermutigt fühlten, zum Hörer zu greifen und sich Unterstützung zu suchen. Der anhaltende Erfolg und die starke Nachfrage zeigen den großen Bedarf an derartigen Angeboten. Im Zuge des Projekts soll „Lass uns telefonieren!“ daher als flächendeckendes Angebot mit professionellen Strukturen in Oberösterreich eingeführt werden.

Förderung von Partizipation der älteren Generation

Die Förderung eines aktiven und gesunden Alterns im Lebensverlauf ist ein weiterer Schwerpunkt des Projekts. Dazu werden vielfältige gesundheitsfördernde Maßnahmen, wie regelmäßige Bewegungsangebote, Vorträge zur Stärkung der Gesundheits­kompetenz und Angebote zu gesunder Ernährung mit Möglichkeiten sozialer Teilhabe verknüpft.

Im Hinblick auf die immer weiter steigende Lebenserwartung gewinnt die Inklusion von älteren Menschen am ökonomischen, gesellschaftspolitischen, sozialen und kulturellen Leben enorm an Bedeutung. Um die mit dem demografischen Wandel verbundenen Herausforderungen bewältigen zu können und ein „gesundes und aktives Altern“ zu ermöglichen, müssen ältere Menschen ihre spezifischen Interessen und Bedürfnisse, eigenen Ideen und Erfahrungen in Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse einbringen können (vgl. Sozialministerium: Altern und Zukunft. Bundesplan für Seniorinnen und Senioren 2013) „Insgesamt erfahren die Bürger/innen durch dieses Projekt in ihrer Gemeinde enorme Wertschätzung, fühlen sich gut eingebunden und wahrgenommen. Das wirkt unmittelbar einer möglichen Vereinsamung entgegen. Zudem ist es eine sinnvolle, niederschwellige Ergänzung zu bereits bestehenden Hilfsmaßnahmen.“, so Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer.

Events zum Projektauftakt

10. Freiwilligenmesse OÖ meets Ars Electronica

Von 8. bis 12. September öffnet die Ars Electronica ihre Türen für Interessierte an den Themen Kunst, Technologie und Gesellschaft. Dabei präsentiert das Create-your-World Festival am 11. September die Freiwilligenmesse OÖ, die bereits zum 10. Mal einen Treffpunkt für alle, die sich freiwillig engagieren möchten und Einrichtungen, die Freiwillige suchen, bietet.

Warum die Freiwilligenmesse beim größten europäischen Festival für Kunst und Technologie eingebunden wird, weiß Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer: „Vergangenes Jahr – im Corona-Krisenjahr – bekam das ULF die Möglichkeit, ein Symposium im Rahmen der Ars Electronica zu veranstalten. Dort gingen wir den Fragen nach, wie wir als Zivilgesellschaft die Welt nach und mit Corona gestalten können. Die Kooperation mit der Ars Electronica hat deutlich gemacht, dass es für die Gestaltung unseres Miteinanders notwendig ist, Grenzen aufzubrechen, Schnittstellen mit anderen Disziplinen zu suchen, mit diesen in Austausch zu treten und Themen aktiv in Zusammenarbeit mit anderen Akteur/innen außerhalb der eigenen vier Wände zu bearbeiten. Und genau das ermöglicht die Ars Electronica und deshalb habe ich diese Idee von Beginn an unterstützt.“

Genau diese Schnittstelle und diese Co-Kreation sollen heuer mit der Einbettung der Freiwilligenmesse OÖ in das Ars Electronica Festival geschaffen werden. Menschen, die sich für freiwilliges Engagement interessieren, soll die Welt der Ars Electroncia nähergebracht und Festivalbesucher/innen sollen für freiwilliges Engagement begeistert werden. Denn beide Welten verbindet eines: Sie arbeiten aktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft!

Dass die Freiwilligenmesse in den Create-your-World-Bereich eingebunden ist, macht Sinn, denn dort, wo die nächsten Generationen forschen, entwickeln und experimentieren, wie die Zukunft aussehen kann, dort findet sich auch der Anknüpfungspunkt an das freiwillige Engagement. Denn auch in diesem Feld ist Forscher/innengeist, Innovation und Experimentierfreude notwendig. Gerade junge Menschen müssen noch viel stärker angesprochen und miteinbezogen werden, um gesellschaftliche Entwicklungen voranzutreiben.

Mehr als 50 Aussteller/innen bei der 10. Freiwilligenmesse OÖ

Für das 10-jährige Jubiläum der Freiwilligenmesse hätte sich das Team des ULF kein besseres Setting als das Ars Electronica Festival wünschen können: „Ganz im Zeichen der Partizipation und Kollaboration bündeln wir heuer nicht nur die Messeplätze nach Engagementbereichen, sondern laden die Festivalbesucher/innen auf einer eigenen Aktionsfläche dazu ein, selbst aktiv zu werden. Eine Kurzausstellung, ein Ringelspiel, ein Konferenzrad und viele weitere Aktivitäten stehen schon in den Startlöchern. Mehr als 50 Aussteller/innen freuen sich auf viele Interessierte.“, berichtet Nicole Sonnleitner, Geschäftsführerin des Vereins dieziwi.

Die Engagementfelder sind unglaublich vielfältig: Engagement im Rettungswesen, Internationales Engagement, Junges Engagement, Engagement für Vielfalt und Menschenrechte, für Co-Kreation und Beteiligung, für Nachhaltigkeit, für sozialen Zusammenhalt, für Bildung, für Generationen oder für Inklusion. „Uns ist wichtig, Interessierten, die bisher bei freiwilligem Engagement nur an sehr bekannte Einsatzmöglichkeiten wie Rettungsdienst, Besuchsdienst oder Lernunterstützung dachten, zu zeigen, wie vielfältig soziales Engagement sein kann. Und das Beste ist, dass man diese Bereiche auch ganz aktiv selbst mitgestalten kann. Gerade Corona hat uns gezeigt, wieviel Potenzial in der so oft zitierten ‚Zivilgesellschaft‘ steckt, wenn es darum geht, Lösungen für akute Probleme zu finden. Zum Beispiel, als die ersten Einkaufsservices für Nachbar/innen ins Leben gerufen wurden oder als Telefon­freundschaften entstanden sind, um der Vereinsamung von älteren Menschen entgegenzuwirken.“

Symposium: Die Zivilgesellschaft der Zukunft: Co-Kreation wirkt

Um die Aktivierung und Ermächtigung der Gesellschaft und darum, gemeinsame Inspirationen und Denkräume zu schaffen, geht es auch im Symposium „Die Zivilgesellschaft der Zukunft: Co-Kreation wirkt“, das während der Freiwilligenmesse von 13:00 bis 18:00 Uhr stattfindet und ebenfalls vom ULF veranstaltet wird. Internationale sowie nationale Sprecher/innen geben hier Denkanstöße für die Gestaltung eines neuen, gemeinsamen Zukunftsdiskurses. Die ORF-Redaktions­leiterin Christa Hofmann lädt auf eine Reise um die Welt ein und berichtet von internationalem zivilgesellschaftlichem Engagement. Jakub Samochowiec, Senior Researcher und Speaker am Gottlieb Duttweiler Institut in der Schweiz, geht der Frage nach, wie die Begegnung der Zukunft aussehen wird und geht damit ohne Umwege auf die Auswirkungen des New Digital Deals auf unser Sozialverhalten ein. Und Ayad Al-Ani, Professor an der Universität Stellenbosch in Südafrika und Lehrbeauftragter an der Universität Basel, spricht anschließend über die (Ohn-)Macht der Digitalisierung auf unsere Gesellschaft und ob oder wie Widerstand gelingen kann.

Daneben gibt es zahlreiche Good-Practice-Beispiele aus dem Bereich des freiwilligen und zivilgesellschaftlichen Engagements, sowie eine Führung durch die Freiwilligen­messe OÖ. Im Opening-Talk mit dabei ist neben Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer, einer Vertretung des Ministeriums und des FGÖ (Fonds Gesundes Österreich) auch Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der Ars Electronica, der als Jurymitglied beim Oberösterreichischen Landespreises für soziale Innovation – dieziwi.21 – mitwirkte, dessen Preisträger/innen bei einer anschließenden Präsentation vorgestellt werden. Insgesamt also ein volles Programm und vielleicht für den einen oder die andere ein Grund mehr, das heurige Ars Electronica Festival zu besuchen.

Termin Freiwilligenmesse: 11. September 2021, 10:00 bis 18:00 Uhr
Ort: Ars Electronica Festival, JKU-Campus, Create your World

Termin Symposium: Samstag, 11. September 2021, 13:00 bis 18:00 Uhr

Ort: Ars Electronica Festival, JKU-Campus, Hörsaal 1

 

Weitere Informationen:

Verein dieziwi: https://www.dieziwi.at

Unabhängiges LandesFreiwilligenzentrum: https://www.ulf-ooe.at

Symposium „Die Zivilgesellschaft der Zukunft: Co-Kreation wirkt.“: https://www.ulf-ooe.at/symposium-die-zivilgesellschaft-der-zukunft-co-kreation-wirkt/

Freiwilligenmesse OÖ: https://www.ulf-ooe.at/va/fest-engagiert-freiwilligenmesse-ooe/

Medieninhaber, Hersteller und Herausgeber: Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Präsidium, Abteilung Presse
Rückfragen-Kontakt: Ing. Harald Scheiblhofer, 0732/7720-12048; 0664/60072-12048; harald.scheiblhofer@ooe.gv.at

Rückfragen-Kontakt bei dieziwi:

Verein dieziwi. – Die Zivilgesellschaft wirkt.
Nicole Sonnleitner
Martin-Luther-Platz 3/3, 4020 Linz
+43 650 47 00 071 | info@dieziwi.at | www.dieziwi.at

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